Hi, ich mach mal hier einen neuen Thread auf, da das Thema Steuerkettenspanner sicherlich interessant ist. Ich habe ja hierzu viel gelernt und will das jetzt mal zu Besten geben.
Früher war ich ja auch der Meinung es gibt keine automatischen Kettenspanner, die gibt es aber wohl doch. Zum Beispiel in den GPZ Modellen und der Z1100St.
Ich stelle hier noch Bilder ein. Insgesamt dürft es somit mindestens 4 Ausführungen von Spannern geben und wohl zahlreiche Glaubensbekenntnisse.
Man muss sich erst einmal die Aufgabe und Funktionsweise der Spanner vor Augen führen.
Die Steuerkette wird von der Zündungsseite gesehen im Uhrzeigersinn gezogen. Ist also im Betrieb an der Stelle, an der der Steuerkettenspanner ansetzt eigentlich immer auf Spannung.
Und damit fängt die ganze Misere eigentlich an. Wann spannt der Spanner. Eigentlich doch nur dann, wenn die Steuerkette durchhängt. Bei den Z 650 B Modellen heißt es sinngemäß daher im WHB, Zylinder 1+4 auf OT stellen. Die seitlich Arretierungsschraube des Spanners lösen. Und nun die Kurbelwelle ganz leicht mit einem 17 er Schlüssel rückwärts drehen. Denn dann wird das Kettentrum im Bereich des Spanners entlastet und locker und dann kann der Spanner das entstandene Spiel zwischen Kette und Spannrolle ausgleichen, also die Kette wieder Spannen.
Schaut euch mal die Systemzeichnung der Z Spanner an. Es ist immer ein Druckbolzen vorhanden, der durch Federkraft in Richtung Steuerkette auf die Spannrolle/-schiene einwirkt.
So und nun gibt es verschieden Spannerausführungen.
Die ERSTE = einfache Ausführung Z650 B, Z 900 und Z1000:
Der Druckstößel wird nur in einer einfachen „Lochführung“ geführt und von einer Feder nach vorne gedrückt. Fixiert wird er von einer seitlichen Schraube. Um die Steuerkette spannen zu können wie oben Zyl. 1+4 auf OT stellen. Arretierschraube lösen und die Kurbelwelle ganz leicht zurückdrehen. Schraube wieder anziehen fertig. Bei dieser Auführung kann der Stößel beim Rückwärtsdrehen der Kurbelwelle aber auch wieder zurückgedreht werden, wenn man die Kurbelwelle zu weit rückwärts dreht und die Steuerkette sich wieder spannt. Dann wurde die Steuerkette nicht gespannt. Dreht man aus Versehen mal die Kurbelwelle sogar ganz durch besteht hier die Gefahr, das die Kurbelwelle / Nockenwellen über die Steuerkette springt und man dann die Nockenwellen schön ausbauen kann um alles wieder ins Lot , sprich Steuerzeiten zu bekommen.
Die Zweite = bessere Ausführung Z 650 C, Z1000 MKII/ST
Ist grundsätzlich wie die ERSTE Ausführung aufgebaut, nur mit dem Unterschied, dass der Druckstößel durch ein kleines Lager geführt wird. Durch dieses Lager kann der Druckbolzen nur nach vorne gedrückt werden, aber nicht mehr zurück, da das Lager mit seinen Kugeln den Bolzen bei einer Rückwärtsbewegung den Bolzen verklemmt. Einstellung und Festarretierung sind wie bei der ersten vorzunehmen.
Die DRITTE Ausführung = der automatische Spanner der GPZ 750 / Z 1100 ST Modelle
Leider habe ich in keinem WHB hierzu Angaben über notwendige Einstellarbeiten gefunden. Nur die Zeichnung und Funktionsbeschreibung. Dies sind also teilweise nur Vermutungen von mir – ihr könnt mich gerne berichtigen.
Wie bei den beiden anderen wird der Druckbolzen von einer Feder nach vorne geschoben in Richtung Steuerkette. Eine Arretierungsschraube von der Seite fehlt !!!! Stattdessen drück über eine „schiefe“ ebenen ein Keil von der Seite über den Druckbolzen. Wird der Druckbolzen nach vorne gedrückt, so drückt sich der Keil von der Seite durch Federkraft weiter über den Druckbolzen. Durch die schiefen Ebenen bestehe eine Keilwirkung, so dass hier der Druckbolzen nur nach vorne, nie nach hinten rutschen kann.
Leider ist mir mangels Angaben im WHB nicht klar, ob das auch während des Betriebes geschieht (müsste eigentlich , aber unter Zug im laufenden Betrieb eigentlich unwahrscheinlich aufgrund der hohen Kräfte – es sei denn die Federkraft ist enorm hoch) ) oder ebenfalls nur bei von Hand gedrehtem Motor. Vielleicht kann das hier mal einer prüfen und ergänzen.
Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass dieses System zwar Wartungsfreundlich ist, aber auch einen Haken hat. Auf den Druckbolzen und Keil wirken enorme Kräfte ein, so dass sich an der Überlappungsstelle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Kanten bilden werden, die irgenwann nach zig tauschenden KM dazuführen, dass beide Teile nicht mehr übereinander „rutsschen“ können, sondern klemmen. Und dann erfolgt auch keine Spannung mehr.
Die vierte Ausführung ist der „mechanische“ Spanner
Hier besteht der Druckbolzen eigentlich aus einem Schraubgewinde, welches durch das Spannergehäuse in Richtung Spannrolle/Schiene gedreht wird. Es erfolgt also keine automatische Schubkraft mittels Federkraft nach vorne. Den Schub nach vorne und den Anpressdruck auf die Steuerkette wird mittels Drehbewegung über einen Schraubenschlüssel von Hand, also mechanisch ausgeübt.
Und hier liegt auch das eine eigentliche Problem dieses Spanners. Während bei den andren Systemen eigentlich immer eine von Kawasaki definierte Kraft , nämlich durch die verwendete Feder, über die Spannrolle auf die Steuerkette ausgeübt wird kann auf die Gummirolle und die Steuerkette nie zuviel Spannkraft erfolgen.
Bei dem manuellen Spanner kannst du aber den Bolzen so weit eindrehen, dass die Sapnnrolle gequetscht und die Steuerkette zu stramm gemacht wird. Dies erhöht den Verschleiß beider Teile enorm. Wie ihr wisst längt sich auch eine Steuerkette nie gleichmäßig, zu beobachten an der Antriebskette. Und wenn ihr jetzt die Steuerkette im lockeren Bereich stramm spannt, könnt ihr euch ja vorstellen, welche Kräfte dann auf alle Teile (Nockenwellen/-räder usw) dann an der strammsten Stelle anliegen. Und das zerstört diese Teile. Hier bei der mechanischen Spannung habe ich also das Nachspannen bisher nur bei geöffneten Ventildeckel vorgenommen und immer noch leichtes Spiel unter Druck mit einem Schraubenzieher an der Gummispannrolle in jedem Bereich der Steuerkette zugelassen. Bis jetzt hat das funktioniert.
Aber mein Fazit ist eigentlich : Der für mich beste Spanner ist der mit dem „Widerlager“ . Hier kann ich die Steuerkette bei manuell gedrehter Kurbelwelle über die Federkraft des Spanners korrekt einstellen und eine Rückwärtsbewegung des Druckstößels ist nicht möglich.
Diese Form ist eigentlich Narrensicher.
Und da bei dem meachinschen Spanner, die Abdichtung mit einem O-Ring erfolgt zwischen Spannergehäuse und Kontermutter kann man diesen O-Ring nicht ersetzen, ohne alles zu zerlegen (den Spanner). Und leider kommt da bei mir nach 30.000 km Ölnebel durch.
Vermutlich schmeiß ich den also bald raus und baue die von mir favorisierte Bauart mit Widerlager ein.
Und wer noch etwas verbessern will – habe ich bei meiner Z 650 gemacht nach rd. 50.000 km, als die Steuerkette langsam lärmte. Ich habe den originalen Druckstößel in einer Dreherei nachfertigen lassen. Und zwar die vordere größere Stirnfläche, die vormalige Gummifläche, um ca. 1cm länger. Der gesamte Druckbereich ist also größer. Erstens konnte ich die Steuerkette – natürlich unter gewissen Leistungsverlust durch „gelängte“ Steuerzeiten der Nockenwellen bis heute (rd. 150.000 km) ohne Lärmentwicklung weiterverwenden und zweites entfällt das Risiko, dass – wie von Achim – beschrieben das runde Gummistück abplatzt und dann ein Austausch des Bolzen erforderlich wird. Dies Maßnahme kostet ca. 15 Euro.
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt und ihr habt an den Bildern Freude.
Nun frohes Diskutieren.
Gruß
Gisbert
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ZGisi
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