... die eine Wiederauferstehung nicht verdient haben? Oder anders gefragt, warum bin ich eigentlich so bekloppt mich immer wieder auf die Scheintoten einzulassen?
Rückblick:
Rund sechs Wochen ist es her, da entdecke ich in der Bucht eine Gpz 1100 UT.
Sie ist verbastelt und steht schon ein gutes Jahr. Die Optik wurde auch etwas verschlimmbessert, aber sie steht im Nachbarort und so entfällt die weite Anreise. Ich also hin, kurz verhandelt und den Bock dann per Hänger nach Hause gefahren. Der Lack ist nicht mehr so dolle, stört mich aber nicht, denn sie soll ohnehin wieder das originale rot tragen. Als Spender für diverse Teile, auch den Lacksatz, habe ich meine 750er Ut auserkoren. Das die Reifen tot waren habe ich gesehen und das ein neuer Kettensatz fällig war auch. Ganz dicht war sie auch nicht, ich hatte aber noch einen Motordichtsatz liegen... also alles nicht so schlimm.
Zuhause das Mopped also abgeladen und in die Werkstatt geschoben. Zuerst habe ich den Tank und die anderen Lackteile abgenommen und mit Grausen einen heftig gefledderten Kabelbaum entdeckt. Lysterklemmen, billige Baumarktquetschverbinder (die sich beim Anfassen ihrer Kabel entledigten) und einfach nur zusammengedrillte Kabelenden unter Isolierband machten keinen guten Eindruck. Also fing ich an alle Kabelverbindungen zu überprüfen und instand zu setzen. Dann kam die Lampenmaske runter und ich sah mir etwas fassungslos den abgeschnittenen Kabelbaum an.
Warum diese Möchtegernstreetfighterhasadeure nicht die paar Cent für einen Multistecker erübrigen werde ich wohl nie begreifen. Nun gut. Die Kontrolleuchten auf der Gabelbrücke waren erzbrochen und wurden ersetzt. Der SB-Lenker nebst Brücke sah auch unansehnlich aus, so dass die frisch gepulverten Tele von meiner kleinen Ute dran kamen. Die Kellermänner waren natürlich auch nur auf den ersten Blick schön, einer steckte in einem Konstruckt aus Alufolie und Draht im Lenker und machte dementsprechend einen etwas haltlosen Eindruck. Mit der originalen Verkleidung erübrigte sich das Problem allerdings schnell und die Elektrik wurde auch hier instandgesetzt. Jetzt nahm ich die Räder raus und zog die Reifen ab. Verbaut war ein PVM-Radsatz (2,5x18 u. 3,5x18). Ich auf die Schnelle den Reifenkatalog gewälzt und einen passenden Satz von Bridgestone bestellt (BT45 vorn und BT 20 hinten). Allerdings habe ich der besseren Lieferbarkeit hinten einen 160er Reifen montiert, anstelle des eingetragenen 150ers. Nun noch im Teilelager nach einem Kettensatz Ausschau gehalten und ein passendes Ritzel und Kettenrad (beides neu) gefunden. Die beiden Ketten, die ich noch liegen hatte waren natürlich zu kurz und verbinden ließen sie sich nicht, da verschiedene Hersteller. Also flugs noch ne passende Kette bestellt. In der Zwischenzeit nahm ich mir die Bremsen vor. Hinten waren die Beläge am Ende und wurden ersetzt. Die Scheibe war noch sehr gut. Vorn waren die Scheiben riefig und die Beläge so lala. Da die Scheiben zum Reinigen des Rades eh draussen waren habe ich sie der Form halber mal nachgemessen und nicht schlecht gestaunt! Neu haben sie 5,0 mm, die Verschleißgrenze liegt bei 4,5 mm und gemessen habe ich im Mittel 3,7 mm!
O.k., also ab in die Tonne und einen guten gebrauchten Satz Scheiben für kleines Geld organisiert und mit neuen Belägen zusammen verbaut. Inzwischen waren der Kettensatz und die Reifen verbaut und die Räder wieder im Mopped. Jetzt ersetzte ich noch Zündkerzen, -Kabel, -Stecker und proforma (ich hatte sie ohnehin im Schrank liegen) gleich die Zünsspulen und Zündbox mit. Der Motor bekam frisches Öl und ich fing an die Lackteile anzubauen. Verkleidung, Heckbürzel und Frontfender passten - Tank und Seitendeckel nicht!
Ich weiß gar nicht, warum in der Bucht alle naselang solche Teile passend für beide Modelle angeboten werden. Seis drum, also nach passenden Teilen gesucht und zumindest sehr gute Seitendeckel inzwischen bekommen.
Vier Wochen sind um und ich melde den Bock nun an. Durch Zufall lese ich in einem Thread im Forum einen Beitrag über mögliche Rad-/Reifenkombinationen und da fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Mensch Kerle, der 160er Hinterreifen benötigt doch min. eine 4,0"-Felge!
Grummel, grummel, grummel! Aber Moment, da war doch noch die 4,0"-Felge von einem Forenmitglied, die ich im Herbst eigentlich für ein anderes Projekt gekauft hatte.
Also rausgekramt und richtig, die könnte passen. Vorher mußte ich aber noch einen Adapter für die originale Bremsscheibe stricken. Dann den Reifen drauf und auch ohne Versatzritzel passte alles zusammen. Fein!
Da sitz ich nun so des Abends vor meinem Bock, ne Flasch Bier in der Hand und bin gar nicht so unzufrieden mit dem bisher erreichten, als mein Blich auf den Vorderreifen fällt. Hmm, ein 110er Reifen ist ja nun mal nicht sehr breit, aber irgendwie sah der montierte Reifen besonders schmal aus. Ich beuge mich also vor und kriege fast nen Anfall: Auf der Flanke steht nicht 110blablabla! sondern 100/blablabla!
Ja herrschaftszeiten noch ein mal, bin ich denn nur noch deppert? Ich also die Bestellung rausgekramt und... Richtig bestellt!
Dann die Auftragsbestätigung rausgesucht und... Auch hier die richtige Größe!
Hmm, also zum Mülleimer und die Banderole rausgesucht... Auch die richtige Größe! Nur der Reifen in der Banderole war falsch. Schei...e! Also neuen Reifen bestellt, alten abgezogen und zurück geschickt und zwei Tage später den richtigen Reifen aufgezogen.
Inzwischen ist das Mopped angemeldet und ich freu mich auf die erste Ausfahrt. Beim Versuch die Kupplung zu ziehen hätte ich bald den Hebel abgerissen, also habe ich einen neuen Zug verbaut. Geholfen hat es nichts. Dann also den Mechanismus im Ritzeldeckel gereinigt und frisch gefettet. Keine Besserung! O.K. Dann also die Kupplung aufgemacht. Unter den Federn waren Unterlegscheiben. Ohne war die Bedienkraft besser, aber die Kupplung rutschte etwas ab 7000 U/min. Ich laborierte dann noch etwas mit verschiedenen Federn und nun paßt es.
Schön, also ab auf die Strasse! Das Lenkkopflager war zu stramm und überhaupt, es war hin! Na gut, keine große Sache. Aber das der Motor ringsum nass war, das gefiel mich nicht sonderlich. Auch das beschi...ene Startverhalten und unwillkürliche Absterben ging mir auf den Pinsel. Mit der Dauerbaustelle Einspritzanlage mochte ich mich aber nicht auch noch rumschlagen, so schmiß ich sie kurzerhand raus und verbaute eine Vergaseranlage nebst Luftfilterkasten aus der Z 1000 J. Ein Bekannter (Schrauber bei Kawa) stellte sie mir ordentlich ein und brachte den Bock gleich noch durch den Tüv. In der Zwischenzeit baute ich einen Deckel für den Luftfilterkasten und dichtete den Motor noch ab.
Freitag dann das erste mal gefahren und daraufhin den Luftfilterkastendeckel noch etwas modifiziert. Samstag lief sie schon recht passabel und nervte nur noch mit einem irren Schnarren aus der Kanzel. Die Innenverkleidung vibrierte. Das wurde gestern auch noch abgestellt und dann ging ich auf die erste längere Tour. Das Bike macht richtig Laune! Das der Anschluß des Ölkühlers am Motor nun zu lecken begann brachte mich kaum noch aus der Ruhe. ZUviel hatte ich nun schon mit dem Teil erlebt in den vergangenen sechs Wochen. Als ich dann aber nach einem kurzen Autobahnstück (mit kurzzeitig 220 km/h) ein sehr unschönes Geräusch links aus dem Zylinderkopf vernahm, da war ich dann doch etwas angenagt!
Nun steht sie in der Garage. Die Tage mach ich den Kopf auf. Leistung hat sie noch, also wird es was mit der Nockenwelle oder einem Nockenwellenlagerbock sein. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, warum ich mir das eigentlich antue! Da ich noch einen zerlegten Z 1000 J Motor in Reserve liegen habe wird das Problem zur Not mit seiner Hilfe behoben. Dennoch, warum bloß gelingt es mir nie solchen Schrott einfach zu schlachten? Ist das eventuell therapierbar? Für Tips (und Beileidsbekundungen) habe ich jederzeit ein offenes Ohr!
Gismo