Hallo Denny,
ich gehe mal davon aus, dass Deine Angaben auf alle 4 Kolben zutreffen - auf einen einzigen bezogen, gibt es andere Beurteilungskriterien.
Zur Sache:
Wie Rennsprit schon schreibt, sollten Messungen bei 20°C vorgenommen werden. Das bedeutet in aller Regel, dass Kolben und Zylinder zusammen mit den Messwerkzeugen mindestens einen Tag lang am selben Platz gelagert werden. Da auch die besten CNC-Maschinen Fertigungstoleranzen aufweisen, werden bei den Herstellern Kolben in Toleranzchargen zusammengefasst. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Kolben mit 70mm Nennmaß durchaus 69,955 mm haben kann, der Nachbar 5 Tausendstel kleiner oder größer sein darf, um in diese Charge zu passen. Für den Zylinderschleifer, der seine Arbeit ernsthaft angeht, heißt das, dass er jeden Kolben einzeln vermisst und nach dem Feinbohren kolbenbezogen hont. Schon beim Messen können erhebliche Fehler auftreten. Allgemein wird gesagt, dass die Kolben in unteren Drittel quer zur Bolzenachse gemessen werden sollen. Entgegen weit verbreiteter Meinung wird
nicht nur im unteren Drittel sondern der
größte Durchmesser im unteren Drittel gemessen. Das kann mal 5mm aber auch mal 15mm vom unteren Rand des Kolbenhemdes sein. Also, dass sich Laufspuren im Bereich des größten Durchmessers befinden, ist normal. Längsriefen, die leicht verschmiert aussehen, deuten auf einen beginnenden oder leichten Kolbenfresser hin. Scharf begrenzte Längsriefen werden in aller Regel auf Verunreinigungen zurückgeführt. Meistens sind noch Reste vom Schleifmittel ursächlich.
Zum Honen: Je nachdem, wie weit man die Honspindel aus dem Zylinder rausfährt, ändert sich der Durchmesser. Will man an einem Ende die Bohrung ein wenig aufweiten, fährt man mit der Spindel weiter durch. Das bedeutet, dass bei nicht ganz sachgemäßer Handhabung durchaus Konizität entstehen kann. Deshalb, um nochmal auf meinen Vorgänger zurückzugreifen: Lass die Bohrung im oberen und und unteren Wendebereich und in der Mitte vermessen genauso quer, also in Kobo-richtung. Übrigens Spiel in Axialrichtung muß sein, weil der Pleuelfuß auch gewisses Axialspiel benötigt, sonst geht Dir jeder Kolben fest. Sorry Achim, das ist so, vielleicht meintest Du Radialspiel.
Das Laufspiel hängt wesentlich von der Kühlung ab aber auch von der Art . Deshalb haben luftgekühlte Motoren ein größeres Spiel als flüssigkeitsgekühlte(wenn alle anderen Parameter gleich sind), die inneren wegen schlechterer Kühlung z.B.:1/100 mm mehr. Ob nun 5 oder 6/100 hängt auch vom Kreuzschliffwinkel und der verwendeten Schleifkörnung ab. Bei grober Körnung und bei flachem Winkel ist die Materialreibung am stärksten. Da muss man sehr behutsam einfahren, ausserdem runden sich die Kolbenringe mehr als bei feiner Körnung und spitzem Winkel. Allerdings ist die Gefahr bei feinem Schliff deutlich höher zu bewerten als bei gröberem. Stimmt das Endmaß nicht - was sehr leicht vorkommt - ist ein Kolbenklemmer fast schon Pflicht. Die Ringe haben ja nicht mehr viel zum Einlaufen. Die häufigste Fehlerursache liegt im falschen Messen. Beim Honvorgang tritt Erwärmung auf und damit Ausdehnung, wenn auch nur geringfügig. Das kann aber reichen. Also sollte man grundsätzlich ein paar Stunden nach dem Schleifen Kontrollmessungen durchführen. Das Beschriebene trifft auf handwerkliche Tätigkeiten zu, nicht auf fabrikationsgemäße.
Motorische Fehlerquellen:
Zu mageres Gemisch führt zu erheblichen Belastungen. Die höhere Brenntemperatur ist oft Ursache eines Klemmers oder Loches im Kolben.
Häufgste Fehlerursache: Nebenluft, erst danach rangieren Vergasereinstellung und Kerzen mit zu niedrigem Wärmewert und anderen Zündungsfehlern, gefolgt von Ölen, die nicht mindestens API SE oder höher entsprechen. Am besten sie erfüllen die JASO-Spezifikation MA. Die berücksichtigt besonders die Anforderungen von Viertakt-Motorradmotoren mit Nasskupplung.
Ein Montagefehler, den ich aber niemandem unterstellen möchte, kann auch zum Klemmen führen, besonders, wenn die Materialstärke der Laufbuchse stark abnimmt(2.Übermaß oder Überbohren). Zu kräftiges Anziehen der Zylinderkopfschrauben führt nämlich zu einer meßbaren Verformung des Buchsenhemdes mit allen Konsequenzen.