Text Von Jörn Stachura
Der Z-Virus: Ungebrochende Liebe zu Frankensteins Tochter
Sie erschütterte einst die Motorrad weit: Kawasakis Z 900 knackte als erstes Großserien-Modell die Tem po-200-Marke. 34 Jahre ist das her. Doch beim Treffen Samstag an der Daimlerstraße zeigten die Z-Fahrer, dass die Liebe zu „Frankensteins Tochter“ ungebrochen ist.
„Frankensteins Tochter“ — ein Ehrenname ist das nicht unbedingt. Dabei — hässlich sind die historischen Z-Modelle gewiss nicht. Ganz im Gegenteil: ein gewaltiger luftgekühlter und feinverrippter Reihen Vierzylinder, Speichenräder, Tropfentank, viel, viel Chrom. Ein echtes
Motorrad-Monument. Groß,
schwer, stark.
Ja, klärt Jörg Lemke auf, stark sei sie mit rund 85 PS gewiss. Doch den Beinamen „Frankensteins Tochter“, den hätte dem Motorrad nicht die Kawasaki-Marketing-Abteilung gegeben, es seien die Fahrer gewesen:
„Unglaubliche Leistung und un glaublich schlechtes Fahrwerk.“ Und das hieße genauer, so Josef Kasiak: „Sie fuhr nicht nur schlecht um die Kurven, Sie fuhr sogar schlecht geradeaus: Wenn man richtig beschleunigt, spürt man die Verwindungen des Rahmens. Man hat den Eindruck, es geht nur schlingernd vorwärts.“
Da fragt man sich: Warum um alles in der Welt gibt man eine Menge Geld aus, um Eigner eines Motorrads zu sein, das über ein Eigenleben verfügt? Ein Motorrad, das zwar alles mögliche macht, jedoch nur widerwillig das, was der Fahrer will.
„Sie ist halt ein Klassiker. Das war bereits so, als ich sie vor 14 kaufte. Außerdem scheint sie unverwüstlich“, bekennt Lemke. „Ein gesuchtes Liebhaber-Stück“, ergänzt Kasiak. Vor zwei Jahren hat der Rautheimer seine Z 900 aus den Vereinigten Staaten importiert. Preis: 5500 Euro. Das liegt deutlich über dem einstigen Verkaufspreis von 7200 Mark. Tiptop restauriert steht sie nun da. Ganze 30 000 Kilometer wurde sie in 32 Jahren nur gefahren. Und eine Menge Schwachstellen hat Kasiak beseitigt: „Im Laufe der Jahrzehnte hat man natürlich in Erfahrung gebracht, warum das Fahrwerk sich so eigenwillig verhält. Die Stoßdämpfer waren viel zu schwach, die Hinterradschwinge wurde in verschleiß- freudigen Kunststoff-Lagern geführt und minderwertig war auch das Lenkkopf-Lager. Das lässt sich alles ändern.“
Zumindest fast alles, sagt Lemke. Denn verglichen mit heutigen Motorrädern „sind die Rahmenrohre unterdimensioniert. Doch wenn man das weiß und entsprechend fährt, dann gibt es kein schöneres Motorrad.“ Z-Virus eben.
_________________ Gruß Schibi
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