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 Betreff des Beitrags: Motorradreifen-Fragen und Antworten
BeitragVerfasst: 11.06.2006, 01:41 
Hier mal was zusammengetragenes an Motorradreifen-Fragen und Antworten


Gibt es so etwas wie Garantie auf Reifen?

Ja, grundsätzlich gilt die gesetzliche Gewährleistung von zwei Jahren. Für Herstellungsfehler gibt Avon bis zu fünf Jahren Garantie.
Robert Rost, Avon

Die Gewährleistung von zwei Jahren gilt für Mängel, die der Reifen zur Zeit des Verkaufs hatte. Schäden, die der Reifen während des Gebrauchs erleidet, fallen nicht darunter.
Ronald Kabella, Dunlop


Wie lange kann ich einen Reifen lagern, ohne dass er Schaden nimmt?


Nach der Richtlinie des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie kann ein Reifen zehn Jahre gelagert werden.
Aaron Lang, Pirelli

Bei fachgerechter Lagerung (trocken, dunkel, kühl, ohne Druck) bis zu 6 Jahre.
Thomas Poltrock, Continental


Wieso haben Slick- und Regenreifen keine Straßenzulassung?

Laut Gesetz müssen Reifen ein Profil aufweisen, Slicks sind daher auf öffentlichen Straßen verboten. Spezielle (Renn-) Regenreifen haben im Trockenen eine extrem niedrige Lebensdauer und starke Einbußen in der Fahrstabilität. Daher sind sie nicht zugelassen.
Christoph D. Kröger, Metzeler

Wie groß sind derzeit die maximal möglichen Schräglagen im Motorrad-GP?


Teilweise über 55 Grad. Dies ist nur möglich durch Verzahnungseffekte zwischen Lauffläche und Asphalt – ohne diese wären nur maximal 45 Grad möglich.
Ronald Kabella, Dunlop



Wie kann es sein, dass Reifenhersteller die Freigabe einzelner Modelle für bestimmte Motorräder verweigern, diese aber bei Dritten gegen nicht unerhebliche Gebühren erhältlich sind?


Wir geben Reifen nur dann für die Nachrüstung frei, wenn wir diese gemeinsam mit dem Motorradhersteller getestet haben und die Tester und Techniker beider Seiten ihn für geeignet befinden. Die deutsche Gesetzgebung ermöglicht es aber auch Dritten, solche Freigaben bei Prüfinstituten zu erwirken und die damit verbundenen Kosten an den Motorradfahrer weiterzugeben.
Ronald Kabella, Dunlop



An wen, wenn nicht an den örtlichen TÜV, muss man sich wenden, wenn man einen bestimmten Reifen, für den weder der Hersteller noch sonstige »freie Anbieter« eine Freigabe parat haben, eintragen lassen will?


Es gibt nur die Möglichkeit einer Einzelabnahme bei TÜV oder Dekra mit einer technischen Bescheinigung oder Teilegutachten.
Robert Rost, Avon


Wie lange müssen wir noch mit Reifen aus Gummi leben?


Solange es keinen besseren Werkstoff zur Reifenherstellung gibt.
Tim Röthig, Bridgestone

Es gibt keinen Ersatz für Gummi – auch nicht in absehbarer Zeit.
Robert Rost, Avon


Warum sind die Hersteller nicht in der Lage, einen Reifen ohne diesen schmierigen Oberflächenfilm auszuliefern, der einen zwingt, die ersten Kilometer wie auf rohen Eiern zu fahren?


Wäre es nur ein Film, könnten wir ihn entfernen. Tatsächlich aber verlangt die Oberflächenstruktur, die der Reifen während des Vulkanisationsprozesses und der Lagerung unvermeidlich annimmt, dieses Einfahren.
Ronald Kabella, Dunlop

Das Einfahren der Reifen ist notwendig, da die im Straßeneinsatz unter Schlupf entstehende raue Oberfkläche in der Heizform nicht erzeugt werden kann.
Christoph D. Kröger, Metzeler


Wie lange wird die Reifenindustrie seltene Reifengrößen wie beispielsweise 3.25/19 und 4.00/18 herstellen?


Zum einen liegt das an der Nachfrage. Zum anderen an den zur Herstellung benötigten Heizformen. So lange diese intakt sind und nicht erneuert werden müssen, werden diese Größen auch weiterhin aufrecht erhalten.
Robert Rost, Avon

So lange es genügend Bedarf auf dem Markt gibt, der eine Produktion aus Kostengründen zulässt.
Thomas Poltrock, Continental


Sollen Reifenwärmer zwischen den Turns auf der Rennstrecke die ganze Zeit durchheizen, oder ist es besser, bei Pausen, die länger sind als eine Stunde, den Reifen abkühlen zu lassen?


Reifenwärmer sollten maximal 20 Minuten in Gebrauch sein. Besser ist es, die Felge zu erwärmen, um eine gleichbleibende Innentemperatur zu erreichen.
Robert Rost, Avon

Reifenwärmer dienen dazu, den Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen. Bleiben Reifenwärmer eine Stunde oder gar länger auf dem Reifen, bewirkt dies physikalisch eine »Nachvernetzung« des Gummis, wodurch sich eine Veränderung der Mischungseigenschaften ergeben kann, zumeist nimmt der Grip ab.
Aaron Lang, Pirelli


Werden Reifen, die schon lange auf dem Markt sind, eigentlich noch weiterentwickelt?


Die Weiterentwicklung eines bestehenden Reifens beschränkt sich in der Regel auf Feinarbeiten wie zum Beispiel kleinere Korrekturen am Profilbild. Jede konstruktive Veränderung verlangt nämlich eine neue Homologation des Reifens.
Ronald Kabella, Dunlop


Warum sind Reifen schwarz?


Durch die Beimengung von Ruß in das Reifengummi. Die Michelin-Reifen Pilot Sport, Pilot Road und Anakee können aufgrund der verwendetete 100-prozentigen Silikatmischung statt des Rußes auch in fast jeder beliebigen Farbe hergestellt werden.
Reinhard Sucher, Michelin

Es sind alle Farben möglich, allerdings werden Reifen nur in Schwarz von den Kunden angenommen.
Robert Rost, Avon


Welche Funktion hat die Reifenflanke?


Sie ist das Bindeglied zwischen Laufläche und Wulst, überträgt alle auftretenden Kräfte und übernimmt einen Teil der Federungs- und Dämpfungsarbeit. Zudem bietet sie Platz für die Kennzeichnung des Reifens.
Aaron Lang, Pirelli

Sie gewährleistet die Flexibilität des Reifens im gewünschten Rahmen. Eine hohe Flanke unterstützt den Komfort und die Eigendämpfung, eine niedrige Flanke erhöht die Präzision und die Hochgeschwindigkeits-Tauglichkeit.
Ronald Kabella, Dunlop


Welchen Einfluss hat das Profil auf das Fahrverhalten?


Mehr Profil gibt den Reifen mehr Nassgrip, weniger Profil erhöht die Langlebigkeit.
Robert Rost, Avon

Die Profilgestaltung beeinflusst unmittelbar die Drainage bei Regen sowie das Verschleißbild und über die Eigenbewegung der Positivprofilanteile mittelbar auch Präzision, Haftung und Betriebstemperatur des Reifens.
Ronald Kabella, Dunlop


Bieten extrem mittig abgenutzte Reifen weniger Grip bei Schräglage als rund abgefahrene?



Eckig abgefahrene Reifen haben bei Schräglage eine kleinere Aufstandfläche und damit weniger Grip. Außerdem mangelt es ihnen an Kurvenstabilität, und sie sind aufgrund der vergrößerten Aufstandsfläche bei Geradeausfahrt längsrillenempfindlicher.
Ronald Kabella, Dunlop


REIFENLAGERUNG

Der Lagerraum für Reifen soll kühl, trocken und mäßig gelüftet sein. Die Lagertemperatur sollte stets unter 25 °C liegen und nicht extrem schwanken. Direkten Kontakt mit Rohren und Heizkörpern vermeiden. Ozon beschleunigt die Reifenalterung; Reifen daher nie in der Nähe von Elektromotoren oder anderen Geräten lagern, die Funken oder elektrische Entladungen erzeugen, da dies zu einer höheren Ozonkonzentration führt. Kraft- und Schmierstoffe können die Gummimischung angreifen und den Reifen unbrauchbar machen. Öl oder Benzin immer sofort mit einem sauberen Tuch abwischen.


UNTERSCHIEDLICHE BAUARTEN

Wir unterscheiden drei verschiedene Reifenbauarten: Diagonalreifen = "-", Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse = "B" und Radialreifen = "R". Die Fähigkeit der Reifen, Seiten- und Umfangskräfte zu übertragen, ist je nach Reifenbauart unterschiedlich. Mischbereifungen, d. h. die Verwendung von Reifen verschiedener Bauarten vorn und hinten, können daher das Fahrverhalten des Motorrades wesentlich beeinflussen. Es sind nur Reifenkombinationen zulässig, die in den Montagetabellen des Motorradherstellers und des Reifenherstellers aufgeführt sind.



EINFAHREN


Nach der Montage muss man dem Reifen eine Einfahrzeit von ca. 200 km bei gemäßigter Fahrweise geben. Diese Zeit benötigt der Reifen, um sich hundertprozentig auf der Felge zu setzen und durch Aufrauung des Profils seine optimale Haftfähigkeit zu erreichen.


TRAGFÄHIGKEIT und GESCHWINDIGKEIT

Tragfähigkeit und Höchstgeschwindigkeit sind in der Reifenkennung festgelegt. Die Tragfähigkeitskennzahl eines Reifens ist eine Codezahl. Die Tragfähigkeit darf nicht überschritten werden (höchstzulässiges Fahrzeuggewicht beachten). Das höchstzulässige Fahrzeuggewicht könnte beim Fahren mit Sozius oder beim Beladen des Motorrads mit Satteltaschen, Seitenkoffern etc. eventuell überschritten werden. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Reifens ist mit einem Kennbuchstaben angegeben.


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