Ich weiss nicht, ob das schonmal ausgeführt wurde, aber da ich so gerne theoretisiere
Unterschiede Lacken und Pulvern:
Neben den Temperatur- und Chemikalienbeständigkeiten sowie den möglichen Farben und Effekten der verschiedenen Lacke und Pulver (auf die ich hier nicht eingehe) ist der gravierendste Unterschied der, dass Pulver eher eine Haut bildet, die mehr oder weniger auf der Oberfläche haftet, aber als Ganzes eine Umhüllung bildet.
Pulver:
Die Molkularstruktur beim Pulver ist eher eine amorphe Vernetzung der Molekülketten die durch die Erwärmung entsteht.
Das Pulver wird aufgeschmolzen und bildet eine Flüssigkeit, die durch Abkühlung langsam fest wird.
Es wird aber nicht so dünnflüssig, das alle Ritzen, Spalten und Kapilaren erreicht werden.
Es entsteht eine realtiv dicke, einigermaßen flexible und feste aber u.U. etwas poröse Schicht.
Pulver wird beim Hersteller endfertig produziert und muss vom Verarbeiter "nur noch" aufgeschmolzen werden.
Es können alle Oberflächen, die der Temperatur standhalten, gepulvert werden, z.B. auch Chrom und Glas, solange der Körper zum größten Teil umschlossen wird.
Das Pulvern ist seinerzeit von der Industrie nur erfunden worden, um kostengünstig und einfach Teile in hoher Stückzahl mit einer (farbigen) Schutzschicht versehen zu können.
Es können auch keine wirklichen Korrosionsschutzschichten darunter eingebracht werden.
Pulver ist erheblich günstiger als Lackieren, da weniger Arbeitsgänge und kein "ausgebildetes" Personal notwendig sind.
Eine nachträgliche Behandlung der Oberfläche ist nicht möglich und Korrekturen nahezu unmöglich.
Die notwendigen Apparate sind da und werden für das Geschäft genutzt, unsere "Sachen" werden mal eben mit durchgefahren.
Der Pulverer hat seine Grundfarben i. d. R. immer parat.
Lack:
Beim Lack entsteht eher eine granulare Molekularstruktur aus den im Lösungsmittel enthaltenen Träger-, Härter und Farbpartikeln.
Das Lösungsmittel, das bei Zweikomponentenlacken eigentlich nur als Hilfsmittel zum Spritzen benötigt wird, verdunstet einfach und hinterlässt Störungen in der Struktur.
Allerdings werden durch das sehr dünnflüssige Lösungsmittel Ritzen, Spalten und Kapilare gut erreicht.
Es bleibt eine sehr dünne, starre und feste aber geschlossene Schicht zurück. (es gibt noch Weichmacher, die die Flexibilität erhöhen)
Das "Einbrennen" von Lacken ist weniger ein richtiges Einbrennen als eher ein beschleunigtes Trocknen das die "offene" Zeit verringert (Ablüften heisst das, ich weiss
).
Lack muss vom Verarbeiter angemischt werden aus Basis, Härter, evtl. Pigmenten und Lösungsmittel.
Es können nur geeignete, oder geeignet vorbehandelte, Oberflächen lackiert werden, dafür aber auch partiell.
Lackieren ist erheblich teurer als Pulvern, da mehrere Arbeitsgänge erforderlich sind, die Oberfläche nachbehandelt werden muss, und die Apparate immer nur für ein Teil (bzw. einen Satz Teile) hergerichtet und genutzt werden können.
Ein guter Lackierer ist immer auch ein Künstler, der, entsprechend ausgebildet, auch guten Lohn erwartet.
Die sorgsame Vorbereitung der Oberflächen ist für beide gleich, hat aber bei unsauberem Arbeiten für Lack schlimmere Konsequenzen.
Abdecken und Abkleben ist auch für beide gleich, nur bei gepulverten Sachen ist es schwieriger das Abgeklebte vom Guten zu trennen.
Ein gravierender Unterschied, der auf den o.g. Molekulareigenschaften beruht, ist die Langlebigkeit.
Die Pulverschicht, obwohl zäher und schlagfester, ist immer poröser als die Lackschicht und läßt auf lange Zeit gesehen mehr Stoffe diffundieren, die das Untermaterial angreifen können.
Das ist nicht weiter schlimm und macht sich auch nicht direkt bemerkbar. Allerdings geht die eh schon geringere Oberflächenhaftung verloren.
Kommt es bei einer Beschädigung der Oberfläche durch Steinschlag, Kratzer o.ä. zu einem Loch in der "Haut", so können große Flächen unterwandert werden und lösen sich irgendwann in großen Placken ab.
Das kennt jeder von Gartenstühlen, da setzt man sich drauf und wenn man auf dem Boden liegt, stellt man fest, das gar kein Eisen mehr in den Stuhlbeinen ist, sondern nur noch Rost.
Beim Lack bleibt es i.d.R. bei der beschädigten Stelle, die sich nur über die Oxidation des Untermaterials vergrößert.
Der abgeplatze Lack ist an seinen Rändern wieder dicht und das Loch bzw. der Kratzer kann mit einem Lacktupfer wieder versiegelt werden.
Das sind nun (
ähem) die wirklich relevanten Unterschiede:
- Pulvern ist erheblich billiger, schneller und einfacher gemacht.
- Nahezu alle Formen und Oberflächen lassen sich pulvern.
- Pulver ist stabiler und beständiger gegen Abnutzung.
- Nur mit Lack kann man blitzblank polierte Oberflächen schaffen.
- Lack ist für große, glatte Oberflächen besser geeignet.
- Kunsstoffteile lassen sich nur lackieren, nicht pulvern.
- Mehrfarbig geht nur mit Lack (es mag aber Künstler geben, die auch das mit Pulver machen, zumindest Verläufe oder Effekte)
- Gut vorbereitet und gut aufgebracht schützt Lack länger als Pulver.
Es muss aber jeder seine eigene Erfahrungen machen.
Der eine will sparen, der andere will z.B. mehrfarbig.
Ich habe z.B. die Felgen, die Stoßdämpferfedern und die Brems- und Kupplungshebel, den Lenker und ein paar Spacer gepulvert.
Den Rest lackiert.
Ich habe aber selber keine Langzeiterfahrung, mal sehen, was sich im Laufe der Jahre so alles ergibt.
Bei den Lackteilen habe ich festgestellt, das man schon sehr vorsichtig sein muss, damit man nicht direkt wieder Macken reinmacht.
Andererseits habe ich mir den Bremsflüssigkeitsbehälter pulvern lassen, das sah so schäbig aus gegenüber den lackierten Teilen (mag am Pulverer gelegen haben), dass ich es wieder habe lackieren lassen.
(Das mir jetzt nur keiner auf die Idee kommt, ich hätte wirklich Ahnung davon; das habe ich mir nur zusammengelesen
, als ich mich für das Eine oder Andere entscheiden musste.
Ich hoffe nur, das ich dem einen oder anderen ein paar Aspekte aufgeführt habe, die, ebenso wie mir, die Entscheidung erleichtern können)