Nie ohne Gummi
Die preiswerte Vergasermembran-Reparatur zur Verhütung von Undichtigkeiten
Von Beate Buckert
Wenn die urgewaltigen Triebe von mehreren hundert Kilo Metall geweckt werden und es unterm Allerwertesten anfängt zu dröhnen und donnern - dann hat der Vergaser ordnungsgemäß seine Arbeit verrichtet, und das explosive Gas -Luftgemisch für das Objekt unserer Begierde zusammengebraut.
Dies geschieht häufig in sogenannten Gleichdruckvergasern. Leider eint diese ein Manko, von dem betroffene Fahrer ein trauriges Lied singen können. Denn nicht selten schon ab 40.000 bis 60.000 Kilometern machen sich erste Verschleißerscheinungen an den Gummimembranen bemerkbar.
Mit dem ernüchternden Resümee, dass das Gummi einzureißen pflegt.
Führt das Standgas ein wildes Eigenleben, kann das ein erstes Symptom für diesen typischen Defekt sein. Wer das noch kaltschnäuzig ignoriert, sollte spätestens dann, wenn die Maschine beim abrupten Beschleunigen zu stottern beginnt und Fehlzündungen produziert, mal die Gummimembranen unter die Lupe nehmen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo ein kleiner Riss als des Übels Kern auszumachen ist, liegt jetzt sehr nahe. Hier findet nicht nur der Fahrspaß ein jähes Ende, auch der Gedanke an drohender Schwindsucht in der Geldbörse trübt des Bikers Seele.
Mittlerweile gehen zwar einige Hersteller hin und bieten einzelne Ersatzmembranen an, und auch manche Zubehörhändler sind auf den Zug aufgesprungen. Aber den Service gibt es noch lang nicht für jedes Modell, vor allem viele Klassiker gehen bei diesem Angebot leer aus. Hier kann es teuer werden, weil so eine Gummimembran nicht einzeln zu ergattern ist. Da die Membran auf den Schieber aufgepresst wird, kann man sie nur in diesem Komplettset erstehen. Der Kostenpunkt beläuft sich nicht selten auf 150 bis 200 Märkern pro Vergaser. Da meistens nicht nur eine Membran der Vergaserbatterie betroffen ist, summiert sich das, je nach Anzahl der Vergaser, zu einem unerfreulichen Sümmchen.
Zwangsläufig akzeptieren muss man das aber nicht. Wir wollen euch zeigen, wie man die Gummimembranen auch preisgünstig reparieren kann.
Das funktioniert ähnlich wie das Flicken eines Fahrradschlauchs. In punkto Haltbarkeit können die geflickten Membranen zwar nicht mit neuwertigem Ersatz konkurrieren, doch stellen sie mit einem Kostenpunkt von etwa 10 Mark eine echte Alternative dar. Zumal eigene Erfahrungen gezeigt haben, dass das Maschinchen auch nach 20000 Kilometern noch ordentlich pröttelt, und der Vergaser nach wie vor gut abzustimmen ist. Meistens reißen die Membranen nach dieser Laufleistung an anderen Stellen wieder ein. Sinn der Übung kann natürlich nicht sein, dass irgendwann die ganze Membran mit Flicken übersät ist. Aber bei bis zu zwei Flicken macht sich das im Ansprechverhalten des Vergasers kaum bemerkbar.
Das Flickwerk ist im Prinzip recht simpel,
aber es gilt einiges unbedingt zu beachten und sorgfältig vorzugehen. Zum Flicken eignen sich am besten Stücke aus alten Vergasermembranen.
Wer darauf nicht zurückgreifen kann muss mit anderen Gummilappen vorlieb nehmen, z.B. aus alten Fahrradschläuchen. Das Gummi sollte aber nicht dicker als 0,75 Millimeter und unbedingt spritbeständig sein. Um ganz sicher zu gehen, dass dies der Fall ist, wird zum Testen ein Stück Gummi in Sprit gelegt. Sollte der Gummifetzen nach einigen Minuten leicht aufschwemmen, kann man
das mit der Spritbeständigkeit vergessen, und muss weiter nach geeignetem Material Ausschau halten. Zum Aufkleben des Flickens eignet sich handelsüblicher Sekunden- oder Zwei-Komponentenkleber. Vor Gebrauch tunlichst auf die Bedienungsanleitung achten. Der Kleber muss sich in diesem Fall auch für Gummi eignen; Säure- und somit Spritbeständigkeit sind ebenfalls erforderlich. Das gleiche muss auch für das dauerelastische Silikondichtmittel (z.B. Dirko) gelten, das dann zum Einsatz kommt, wenn sich die Risse im Dichtflächenbereich der Membran befinden. Da hier keine Flicken eingesetzt werden können, wird der Riss einfach großzügig mit der Silikonmasse zugeklebt.
Hat man alles parat und auf Eignung überprüft, wird ein Flicken aus dem Gummi geschnitten, der etwa zwei bis drei Millimeter größer als der Riss ist. Und bitte penibelst darauf achten, dass alles schön sauber ist. Zu diesem Zweck alle Gummiflächen sorgfältig reinigen, bevor man sich ans Kleben gibt. Den Flicken einige Minuten gut andrücken, z.B. mit einer kleinen Schraubzwinge.
Ist die Operation Flickwerk erfolgreich verlaufen, Vergaser wieder zusammenschrauben und synchronisieren. Jetzt sollte neuerlichen Fahrfreuden nichts mehr im Wege stehen.
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