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Da kauft man kurz entschlossen und unüberlegt eine Möhre, bringt sie nach Hause und freut sich über den angegammelten Haufen Altmetall. Ein rational denkender Zeitgenosse hätte sich vorher eingehend mit der Materie und vor allem seiner Schwachpunkte auseinander gesetzt. Er hätte in Ruhe abgewogen, nachgedacht und im Zweifel die Patschen davon gelassen. Nicht so ich! Sehr genau weiß ich worauf zu achten ist und werde nicht müde andere darauf hinzuweisen. Niemals nicht sollten sie mit Geld in der Tasche zum Date mit dem ersehnten Bike fahren und wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, dann ausschließlich in Begleitung eines Wissenden mit genug Abstand zur Materie und einen kühlen Kopf.
Soweit zur Theorie!
Nach dem Zerlegen ergaben sich selbstverständlich unzählige Fehlteile. Ist ja auch klar, oder? Na ja, zumindest jetzt weiß ich das auch. Was ich vor eineinhalb Jahren aber noch nicht wusste, das war wie viel Geduld ich aufzuwenden hatte, um sie zu bekommen. Aber aus heutiger Sicht kann ich sagen, das gerade das Suchen und im besonderen das Finden seinen Reiz hat! Das Finden. Ist Euch eigentlich klar was für tolle Erlebnisse damit verbunden sein können? Nicht? Ihr Armen!
Als erstes befand ich den angegammelten Auspuff als nicht mehr zeitgemäß für mein in Zukunft im Neuzustand befindliches Bike. Also platzierte ich Suchanzeigen, kämmte Onlinemärkte durch und machte mich täglich... Quatsch! Stündlich machte ich mich über ebay her. Aber, wer hätte es gedacht, der Markt ist leer. Leer? Nicht ganz. Kurz nach der Platzierung meines Ansinnens in einem Forum bekam ich die Mail eines Forenbruders mit in etwa diesem Inhalt: „Hey, müsste noch ne neue auf dem Speicher haben. Schaue demnächst mal nach. Gruß, sowieso“ Beim Lesen beschleunigte sich schlagartig der Herzrhythmus, die Hände wurde feucht, der Hintern rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und ich tippte sofort meine Antwort. Mensch, überleg Dir das mal, eine nagelneue Auspuffanlage. Hätte ich nicht Ohren seitlich am Kopf, ich hätte garantiert im Kreis gegrinst!
Es vergingen die Tage, ich wartete, ich frug mal vorsichtig nach, ich wartete weiter, ich frug erneut nach, ich erfuhr, das er vorerst wohl keine Zeit haben würde danach zu suchen und bat um Geduld. Was solls, mit deutlich normalisiertem Herzschlag wartete ich weiter, und weiter, und wei... Ich warte noch heute.
Doch dann war plötzlich eine ordentlich Anlage bei ebay und ich wieder in heller Aufregung. Sofort setzte ich mittels Gebot meine Duftmarke und schrieb die bekannten Teilesammler an und bat um Nachsicht, ich brauchte sie doch so sehr für mein Bike... Nicht fürs Regal. Das Ende der Auktion kam, es wurde nicht nennenswert gegengeboten und ich hatte gut eine Woche später eine mittelprächtige Anlage zuhause. Irgendwie fühlt man sich doch immer ein wenig wie der King, wenn man das vermeintlich Schnäppchen für sich sichern konnte. Ich nehme mich da nicht aus.
Nun schaute ich sie mir in Ruhe an und befand sie... des Neuverchromens als würdig. Der Verchromer meines Vertrauens rief rund 550,- Euronen dafür auf. Pro Seite, versteht sich! Noch während ich mit gedämpfter Freude den Preis sacken ließ quasselte mich eine vertraute Frauenstimme an: „You´ve got a mail!“ In kurzen Worten stand dort geschrieben: Ich hab ne neue Auspuffanlage für Dich, willst Du die haben? Ja, nee, ist klar – das kannten wir ja nun schon. Ich also zurück gemailt und gefragt, was soll sie denn kosten und ist die wirklich neu? Ja, ist neu und soll 1000,- € kosten. Hmmm... Hast Du Bilder? Ist sie komplett? Wo kommste denn her? Schwupps, da waren die Bilder! Es war alles dabei und die Papieraufkleber waren auch noch drauf! Aaaaaber, natürlich hatte die Sache einen Haken, sie lag in der Mitte Dänemarks. Da ich bei aller Geilheit dann doch mit einem gesunden Grundmisstrauen ausgestattet bin tat ich mich schwer das Geld blind zu überweisen. Zu Unrecht, wie sich später heraus stellen sollte. Im Zuge eines Familienurlaubs an der Schlei machte ich dann schließlich einen Abstecher nach Dänemark und holte die Auspuffanlage ab. Ein sehr netter Moppedschrauber empfing mich und ich hatte ausgiebig Gelegenheit von ihm restaurierte Bikes in Augenschein zu nehmen. Von der CB 750 Four, über die Z 900 bis hin zur Harley war alles vertreten und die Exponate waren mehr als lecker! Und die Unmengen an Neuteilen, die überall aus Kartons, Regalen, von Tischen und auf dem Boden verstreut waren. Kaum zu glauben! Meine Auspuffanlage war eine von sehr vielen, die sauber eingetütet von den Heizungsrohren an der Decke seiner Werkstatt hingen. Natürlich waren wir uns auf der Stelle einig und einen kleinen Rabatt gab es auch noch. Das ich wesentlich später, als geplant, nach Hause kam wird hier keinen wirklich wundern. Oder?
Ich sag es ja, Suchen ist nur die halbe Wahrheit. Das Finden ist das eigentliche Glückserlebnis!
Sieht man mal von der unwesentlichen Kleinigkeit ab, das ich nun insgesamt drei Auspuffanlagen hier liegen habe, ist das Ende durchaus mit einem happy end im besten Wortsinn zu vergleichen. Dem Aufruf nach einer Auspuffanlage folgten natürlich weitere. Die Kleinteile sind es, die wirklich zeitraubend im Auftreiben sind. Gott und die Welt habe ich auf zwei unscheinbare kleine Winkel angesprochen. Sie halten den Luftfilterkasten an den Seiten. „Mach sie Dir doch selbst!“ war ein oft gehörter Spruch. Sicher, das wäre kein Problem. Leider bin ich da etwas bekloppt, ich möchte es gern original haben. Selbst Amir, der mich auf der Suche in sein heiliges Dachbodenlager eingelassen hat, hatte nicht die passenden Winkel parat.
Wieder ein Mal ersteigerte ich ein Teil via ebay, ein Heckbürzel. Da es relativ in der Nähe war, entschied ich mich es persönlich abzuholen. In der Nähe von Bückeburg fuhr ich dann vor eine Halle. Als ich ausstieg war ich schon etwas angenagt, denn wieder ein Mal entpuppte sich der Privatverkäufer als Firmeninhaber. Der Groll verflüchtigte sich allerdings schlagartig, als ich die Halle betrat! Z-Kawas, soweit das Auge reichte. Hier wurden erstklassige Restaurationen und auch Umbauten vorgenommen. Ich schaute mir vieles an und der Inhaber gab geduldig Erklärungen ab. Kaum glauben konnte er, das ich ihn und seine Werke nicht kannte. Das er früher in der Nähe von Hamburg angesiedelt war, das er für Klasmo arbeitete und in „dem“ Kultfilm der Z-Kawas etliche Bikes von ihm vorkamen erfuhr ich dann. Den Film kannte ich auch nicht. Asche über mein Haupt! Ich bezahlte schließlich brav mein ersteigertes Bürzel und packte dann den Spickzettel mit den darauf notierten Fehlteilen aus. „Nein, nein, nein, ... Moment, das müsste ich noch haben!“ Mit „das“ waren die beiden Winkel für meinen Luftfilterkasten gemeint. Jubel!
Mit einem richtig guten Gefühl trat ich den Heimweg an. Viele tolle Sachen und Bikes hatte ich gesehen, ein wenig gefachsimpelt und der Vervollständigung meiner „Z“ war ich auch wieder ein Stück näher gekommen. Ich sag ja, Finden ist geil!
Einige Monate des ergebnislosen Suchens sind vergangen. Ich sitze einem Computer, der im Store eines Campingplatzes links in der Ecke neben dem Eingang steht. Familienurlaub im Caravan ist angesagt. Pilze sammeln, wandern, Intensivbetreuung des Kurzen und Sightseeing. Aber so ganz im Urlaub ist man ja schließlich nie, zumindest wenn das Bike in der heimischen Werkstatt noch immer nach Teilen bettelt. Ich kämme also zum gefühlten 4768sten Male ebay duch. Ebay.de und ebay.ch und ebay.com, und ... Nee, halt! In England bietet einer das gesuchte Werkzeugfach und das Dokumentenfach in einer Auktion an! Booaaaa!!! Nach einem Jahr das erste Mal! Ihr könnt Euch sicherlich denken wie zweitrangig in den folgenden Tagen der Urlaub war. Die Uhr tickte nach ebay-Zeit und der Radius um den Campingplatz verringerte sich mit herannahen des Auktionsendes zunehmend. Ein Donnerstag war es, ich erinnere mich genau! Beim Brötchenholen, die Hunde musste heute etwas schneller Gassi machen, denn für eine komplette Runde hatte ich heute keine Zeit, schaute ich gleich noch mal rein. Der Preis stand noch akzeptabel da und ich hatte noch eine gute Stunde Zeit! Also zurück zu Caravan und Familie. Die Hunde gefüttert, selbst das Frühstück runter geschlungen, den Tee stehen gelassen und nebenbei den mitleidigen Blick meiner Gattin aufgefangen. „Läuft die Auktion gleich aus?“ Ein kurzes „Ja“ musste reichen, da war ich auch schon in Richtung Store verschwunden. Die Frage, in der ich Mitleid mitzuschwingen glaubte, war vermutlich eher ein Seufzer von der Sorte „Gott sei Dank, gleich kehrt wieder Normalität ein!“ Ich also die Tür zum Store geöffnet. Noch gut zehn Minuten verblieben bis zum Ende. Der Computer war frei, also enterte ich den Stuhl, gab meinen Pay-Code ein und wartete. Und wartete, und wartete und sa zu, wie sich dieses Gott verfluchte Sch...ding von einem weißgrauen Kasten verabschiedete! Fassungslosigkeit machte sich breit. Die eiligst herbeigerufene Bedienung sah sich überfordert und orderte den Platzwart heran. Der kam dann auch, etwa 25 Minuten nach dem Ende der Auktion. Meinen verzweifelten Gesichtsausdruck konnte er nicht wirklich zuordnen – meine Frau schon. Die Ärmste!
Kurz darauf ersteigerte ich in ebay.de ein Dokumentenfach ohne Deckel. Es ging zum Startpreis weg. Es war nicht mehr wirklich schön, aber ich brauchte das! Finden ist geil... Naja, zumindest manch Mal. Das Teil ist noch nicht aus dem Karton, da ist gleich wieder ein Dokumentenfach in ebay. Es ist etwas dumm platziert und so bietet nur einer darauf: Ich!!! Es kommt an, es ist heil und ich bin glücklich! Finden ist eben doch geil!
Ein paar Monate später, das Jahr neigt sich dem Ende und ich habe mal wieder eine bebilderte Suchanzeige aufgegeben. Unter anderem suche ich noch immer die verchromten Spangen an der oberen Gabelbrücke. Ich bekomme zwei hier im Forum angeboten und freue mich tierisch! Sie sind schon ein wenig angerostet und verbogen sind sie auch, aber ich überweise das Geld und warte. In der Zwischenzeit kehre ich bei Andi ein und wir klönen. Beiläufig hält er mir zwei Halter unter die Nase und sagt „Die suchste doch? Wie? Kannste haben!“ Ähhh, ja. 1,5 Jahre suche ich nun danach, nun hab ich zwei Paar. Sachen gibt es!
Noch in der selben Woche ruft mich einer aus dem Nachbarort an. „Bin gerade umgezogen. Hab hier nen Z1000J Motor liegen, willste den haben?“ Nö, denke ich so bei mir, aber der Haufen Teile, den er beiläufig erwähnte, der interessiert mich schon. Also. Termin ausgemacht und hingefahren. Drei Z 650 standen rum und Motoren und Teile, soweit das Auge reichte. Was gibt es schöneres, als den Satz zu hören „Was Du suchst könnte in den Kisten da sein!“ Ich fing also an zu wühlen und stieß auf mein drittes Dokumentenfach, das dritte Paar Halter für die Gabelbrücke und diverse andere Kleinteile. Ja, selbst die Halter für den Luftfilterkasten habe ich nun doppelt. Sachen gibt es! Aber die Krönung kam zwei Wochen später. Es klingelt, und ich erfahre, das er den Kupplungszughalter am Rahmen, eine unscheinbare Spange, gefunden hätte. In einer guten halben Stunde bekomme ich ihn sogar frei Haus geliefert. Ich sag Euch: Finden ist geil!
Gruß, Gis
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